Kunst und Kultur in Italien – ein Reisebericht

An dem Wochenende vom 01. – 03. Juli 2016 durfte ich eine Informationsreise nach Italien antreten, genauer gesagt in das Herz Italiens, es ging nach Emilia-Romagna, Umbrien, die Marken und in die Toskana. Dort begab ich mich auf die Spuren des berühmten Künstlers Piero della Francesca, der während der Renaissance unvergessliche Werke schuf. Nicht viele Studenten oder Auszubildende genießen ein solches Privileg!

Römerbrücke in Rimini
Römerbrücke in Rimini

Kurz nach drei Uhr nachmittags hob der Flieger am Freitag von München Richtung Bologna ab. Schon nach einer Stunde erreichte ich die Hauptstadt Emilia-Romagnas und wurde dort von einer der Reiseorganisatorinnen in Empfang genommen. Mit zwei weiteren Reiseveranstaltern aus Deutschland und einer weiteren aus den Niederlanden fuhren wir  direkt vom Flughafen aus in Richtung Rimini, denn dort wollten wir die historische Altstadt erkunden und eines der Ersten Werke von Piero della Francesca begutachten. Leider kamen wir auf der Autobahn jedoch in einen langen Stau, denn am 1. Juli fand die „Pinke Nacht“, die Nacht der Frauen statt, und halb Italien wollte an die Küste. So konnten wir unseren Termin in Rimini leider nicht mehr wahrnehmen und fuhren direkt zu unserem Hotel in Verucchio, einem kleinen mittelalterlichen Dorf auf einem Hügel ungefähr eine halbe Stunde von Rimini landeinwärts. Man hat einen fantastischen Blick in die Täler und bei gutem Wetter bis hin zur Küste. In den kleinen Gassen des Dorfes findet man alles was man zum Leben braucht, und die zahlreichen Tavernen laden zum Verweilen ein. Zahlreiche Keller reichen tief in den kühlen Berg hinein und beherbergen manche Schätze. Die Burg und viele der Gebäude des kleinen Ortes sind in einem guten Zustand, die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Nach einer kurzen Erfrischung fuhren wir nach Rimini, denn dort erwarteten uns die Tourismusbeauftragte und einige Ihrer Mitarbeiter  zum Gala Dinner im Grand Hotel. Wir genossen kulinarische Spezialitäten aus der Region, wie etwa den fruchtigen Sangiovese Wein oder den würzigen Fossa Käse. Dieser altert in einem Schacht in der Erde, ist etwas härter, aber fettarmer als der bekannte Parmesan und noch etwas würziger. Die Kombination von Wein und Käse ist einfach köstlich! Allgemein achten die Italiener darauf mit biologischen Zutaten Gerichte zu kreieren. „Zero kilometers“, also null Kilometer wird diese ökologische Zubereitung genannt, da die Zutaten oft aus eigenem Anbau stammen und die Umwelt so wenig wie möglich belastet wird. Um 12 Uhr Mitternacht standen wir am Strand von Rimini mit den Füßen in der warmen Adria und bestaunten das große Feuerwerk entlang der Küste. Viele Sympathisanten trugen pinke Accessoires oder waren ganz in die leuchtende Farbe gehüllt. Es wurde noch lange in die Nacht gefeiert, wir aber verabschiedeten uns nach dem Feuerwerk, denn unser Programm fing am nächsten morgen wieder früh an.

Feuerwerk
Feuerwerk

Um 7 Uhr am Samstagmorgen fuhr uns unser Fahren nach Forlimpopoli, eine Kleinstadt in der Nähe von Cesena. In der Casa Artusi, die eine mittelalterliche Kapelle mit einem modernen Neubau verbindet fand unser Workshop statt. Viele Reiseveranstalter und Hausbesitzer informierten uns über die Region. Jeder hatte einen Bezug zu Piero della Francesca, entweder einen kulinarischen oder einen historischen. Die Liebe zu dem Künstler und zur Renaissance ist hier allgegenwärtig. Am Vormittag gab uns die berühmte Köchin Carla Brigliadori eine kurze Einführung in die traditionelle Küche und hat uns die perfekte Zubereitung den typischen Piadina Brotes verraten. Wir durften alle einmal den Teig kneten und natürlich auch das fertige Brot kosten. Jede Region hat ihr eigenes Rezept und vom Land zur Küste hin wird das Brot immer dünner. Um uns eine noch bessere Übersicht über die Landschaft machen zu können, fuhren wir zum Monte Gregorio, der nicht weit entfernt von der Festung St. Leo liegt. Wir erklommen ihn bei angenehmen 35° und wurden prompt für die Anstrengungen belohnt. Es bot uns ein traumhafter Blick über die grünen Hügel und Täler. Und auch hier fanden wir Piero della Francesca wieder: aufgestellte Informationstafeln zeigten uns, dass der Künstler die Landschaft als Hintergrund für einige seiner Werke benutzte, d.h. schon in frühester Zeit nahm er den Anstieg in Kauf für ein perfektes Portrait Bild. Die Festung St. Leo sollte nicht nur in ferner Sicht für uns bleiben, denn nachdem wir uns vom Monte Gregorio verabschiedeten führen wir die engen und steilen Straßen hinauf zu der eindrucksvollen Festung die einschüchternd auf schroffen Sandsteinfelsen lag. In dem Turm wurden im Mittelalter die Feinde des Papstes festgehalten, berüchtigte Magier etwa, die nur hier sicher verwahrt werden konnten.  Die Menschen, die hier in dem kleinen Örtchen rund um die Burg wohnen, befürchten, dass sie schon bald das Monument und vielleicht auch ihr zu Hause verlieren könnten. Denn es brechen immer größere Brocken aus der Felsformation heraus und am Rande der Burg geht es steil hinunter. Wir verließen den kleinen Ort und machten uns auf den kurvigen Weg in die Toskana, genauer gesagt in die Kleinstadt Sansepolcro. Diese charmante Stadt verdient mehr Aufmerksamkeit als ihr bisher zukommt. Der historische Stadtkern ist in einem ausgezeichneten Zustand und bietet viele Aktivitäten für jedermann. In dem modernen städtischen Museum kann man einzigartige Werke aus der Renaissance betrachten, außer sie befinden sich zur Zeit im Ausland in Austellungen, natürlich auch von Piero della Francesca. Die Stadt ist seit dem Mittelalter für ihre erstklassischen Armbrustschützen berühmt. Die traditionelle Waffenkunst trägt sich durch Generationen von Vater zu Sohn. Man kann sie alljährlich bei den Festspielen im Oktober bestaunen, bei denen die Schützen aus 30 Meter Entfernung eine Ein-Euro-Münze in die Mitte treffen. In dem Museum, welches sich direkt neben dem Marktplatz befindet wird die Affinität zu diesen Waffen schnell deutlich. Die kunstvoll geschnitzten Geräte und die aufwendig verarbeiteten Fahnen, zeigen dass es sich in der heutigen Zeit um einen kostspieligen Zeitvertreib handelt. Doch in Sansepolcro ist der Sport nicht nur ein Hobby, er wird als Lebenseinstellung definiert. Im Übrigen: Piero della Francesca war ebenfalls ein ausgezeichneter Armbrustschütze. Wir verließen Sansepolcro am frühen Abend und kamen in der Hauptstadt Umbriens, Perugia an. Die Stadt würden wir am morgigen Tag genauer erkunden, jetzt hieß es erst einmal leckeres Essen genießen und den Abend ausklingen lassen. Ausklingen heißt in diesem Zusammenhang das Halbfinale der Fußballeuropameisterschaft Deutschland gegen Italien in einer italienischen Bar zu schauen. Mit zwei Deutschen, einer Holländerin und 50 leidenschaftlichen Italienern. Man muss nicht erwähnen, dass wir uns nach dem viel zu spannenden Elfmeterschießen, trotz der Gastfreundlichkeit  der Italiener dezent zurückgezogen haben.

traditioneller Fossa Käse
traditioneller Fossa Käse

Am Sonntag schauten wir uns die wunderschöne Stadt Perugia ganz genau an. Unzählige Museen, mittelalterliche Gebäude eine Stadt im Inneren des Berges, Perugia hat einfach alles. Das Studio des Künstlers Moretti Caselli ist zu großen Teilen original erhalten geblieben. Er war zu seiner Zeit berühmt für die Kunst der Glasmalerei. Mithilfe aufwendiger Praktiken war es ihm vergönnt einzigartige Werke herzustellen wie es heutzutage nicht mehr möglich ist. Oft dauerte es Jahre bis die farbenfrohen und detailgetreuen Fenster fertigstellt waren. Besonders prachtvoll ist das Abbild der Königin Margarethe, die, wie es scheint, direkt vor einem steht. Besonders beeindruckend ist das Werk der zwei Schwestern Rosa und Cecilia Caselli, die ein Abbild des Abendmahls von Leonardo DaVinci anfertigten, dieses hat eine Fläche von 40 Quadratmetern und befindet sich nun im Forest Lawn Memorial Park in Glendale bei Los Angeles. Man kann sich den Aufwand der Herstellung und des Transportes nur schwer vorstellen. Kurioserweise brach das Abbild Judas’ fünf mal während der Fertigung, sodass die abergläubischen Schwestern das Fenster und die Instrumente von einem Priester segnen ließen. Seitdem blieb es unversehrt. Seit 1860 ist der Betrieb in Familienbesitz und stellt bis zum heutigen Tag Kunstwerke für Kirchen und Sammler her. Vor Ort kann man auch kleine Stücke wie Schmuck, Nachtleuchten oder klassische Glasplatten erwerben.

im Studio von Moretti Caselli in Perugia

Künstlerwerkstatt von Moretti Caselli
Künstlerwerkstatt von Moretti Caselli

Nachdem wir den König der Pilze, den Trüffel kosten durften, der zu dieser Jahreszeit schwarz ist und nur einen Tag zuvor von dem Restaurantbesitzer und dessen Hund aufgespürt wurde, machten wir uns auf unsere letzte Reise Richtung Rom. Von dort aus ging unser Flieger wieder in die kühle Heimat. Natürlich konnte ich in diesen drei Tagen nur etwas an der Oberfläche der Regionen kratzen und dennoch: die wunderschönen Landschaften, die mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten und die kulinarischen Spezialitäten haben mich mehr als nur überzeugt. Die kleinen Schwestern der Toskana stehen ihr in nichts nach und sollten unbedingt auf einer Reise berücksichtigt werden. Die Italiener mit ihrer Gastfreundlichkeit und Zuvorkommenheit lesen einem jeden Wunsch von den Augen ab und stecken einen mit der Liebe zu ihrer Heimat an.
Ich bin meinen Chefs, die mich mit den Worten „Erweitern Sie Ihren Horizont!“ auf die Reise schickten mehr als nur dankbar. Und ich bin mir sicher, dass mir dies durchaus gelungen ist. Wenn einem diese Art von Vertrauen entgegengebracht wird ist man umso motivierter sein Bestes zu geben und freut sich, von seinen ganz eigenen Erfahrungen zu berichten.

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