Urlaub in Portugal im September

Man könnte vielleicht denken, dass Portugal und vor allem der Atlantik im September bereits zu kalt sind um seinen Urlaub dort zu verbringen. Da gibt es allerdings einige Vorteile, an die man im ersten Moment nicht denkt. Bereits Anfang September gehen die Besucherzahlen merklich zurück, sodass man vielerorts die Sehenswürdigkeiten ganz in Ruhe besichtigen kann, ohne von Selfie-Sticks und Touristenmassen gestört zu werden. Und seien wir doch mal ehrlich: Urlaubsfotos ohne Horden von unbekannten Menschen sind doch viel ansehnlicher. Neben leeren Stränden und begehbaren Gassen sind die Preise für Kost und Logie in diesem Monat auch deutlich niedriger als in den Sommermonaten davor. Natürlich ist die Temperatur zu Land und zu Wasser etwas zurückgegangen, aber dennoch scheuen viele Menschen nicht den erfrischenden Atlantik und die Sonnencreme sollten Sie auch auf keinen Fall vergessen.

Sollte man sich dafür entscheiden nicht nur an einem der wunderschönen Orte in Portugal zu bleiben, sondern der Wunsch nach Vielfalt und Abwechslung einen in das westlichste Land Europas treibt, so bietet es sich an, ein Auto zu mieten. Sie sparen sich außerdem wertvolle Zeit indem der Abflughafen vom Ankunftsflughafen abweicht. So können Sie von Deutschland zuerst nach Faro an die Algarve fliegen, dort den Mietwagen entgegen nehmen, und ihn in Porto zurückzugeben um von dort wieder zurück zu fliegen.

Auf meiner Reise schlage ich genau diesen Weg ein. Der Flug nach Faro dauert knapp 3 Stunden und ist sehenswert. Der kleine Flughafen ist überschaulich und diverse Mietwagenstationen sind in Kürze erreichbar. Ich halte mich nicht lange in Faro auf und fahre direkt mit einem gemieteten Wagen in das Landesinnere Richtung der kleinen Bergstadt Monchique. Steil und kurvig führen mich die schmalen Straßen, gesäumt von verschiedensten Eucalyptus Bäumen deren Duft die Luft erfüllt. Die berühmten Kork-Bäume stehen versetzt zwischen ihnen. 70 % des weltweit produzierten Korks stammen aus Portugal. Hier werden nicht nur Verschlüsse für Weinflaschen hergestellt, sondern einfach alles. Mode, Schmuck, Bücher, Postkarten, Bilder, Handtaschen und diverse Accessoires sind beliebte Mitbringsel der Region. Hier oben in den Bergen sind sie auch deutlich günstiger und von höherer Qualität als in den Touristen Hochburgen an der Küste, wo auch häufig Falschware angeboten wird. Außerdem sind die kleinen, familiengeführten Dorfläden viel charmanter und einladender, hier gibt es noch den ein oder anderen Tipp für abgelegene Wasserfälle und verlassene Bergdörfer, sowie gutes regionales Essen. Ein bewehrtes Mittel ist immer die Einheimischen nach ihrem Lieblings Ort und Restaurant zu fragen.

Vom Gipfel des Picotas hat man einen fantastischen Blick über die Berge bis zum Meer.

Störche in SilvesZwischen Monchique und  der Küstenstadt Portimao liegt Silves mit einer beeindruckenden, gut erhaltenen Burganlage. Viele Störche nisten auf den orangenen Dächern der weißen Häusern und man kann sie von Nahem gut beobachten.

Von hier geht es nun ans Meer nach Lagos. Eine freundliche und saubere aber sehr touristische Hafenstadt mit vielen shopping Möglichkeiten. Entlang des Hafens wird man überhäuft mit Angeboten für Bootstouren. Hier lohnt es sich mit den Einheimischen zu feilschen, damit man für wenig Geld eine aufregende Tour erleben kann. Mit enormer Geschwindigkeit geht es dann auf den kleinen Booten hinaus aufs Wasser und die ein oder andere große Welle kann einen schon überraschen. Doch die kleineren Unannehmlichkeiten sind schnell vergessen wenn man die skurrilen Kalksteinformationen betrachtet, die plötzlich aus dem Meer herausragen. Manche scheinen kurz davor umzukippen und mit Getose ins Wasser zu stürzen, in anderen meint man Figuren wie Elefanten, Schiffe oder Menschen zu erkennen. Die Bootsführer erfinden gerne Geschichten und man neigt dazu sie zu glauben.

Strand bei Albufeira

Sandsteinformationen bei Lagos

Durch hohe Bögen und in enge Grotten gleitet man und hofft, dass man nicht mit anderen Booten oder Felswänden zusammenstoßt. Doch die Kapitäne der kleinen Boote sind erfahren und es besteht zu keiner Zeit Gefahr. Nach ca einer Stunde geht es wieder zurück und ich bin mir jetzt schon sicher, dass dies ein Highlight des Urlaubs war. Zwischen Portamiao  und Albufeira findet man die auf Postkarten abgebildeten Strände. Am schönsten sind die schwer zugänglichen, abseits von den Hotelketten. Am besten nahe der Küste entlang fahren und einfach aussteigen, schmale Wege auf den Klippen entlanggehen, oder die Einheimischen fragen, denn sie kennen verborgene Wege zu den Stränden hinunter.

Weiter geht es zu dem einstigen Piratentreffpunkt Sagres, zum westlichsten Punkt des europäischen Festlands. Ein bisschen verschlafen wirkt der Ort und erst Nachmittags kommt Leben in die Straßen. An den Langen Stränden kann man gut spazieren gehen und die steil abfallenden Küsten sind das perfekte Motiv für Urlaubsbilder. Doch eigentlich ist Sagres für das Cabo de Sao Vicente und den darauf stehenden Leuchtturm bekannt. Hier erlebt man täglich einen so vollkommenen Sonnenuntergang wie an nur wenigen Orten Europas. Auf der Klippe tummeln sich die Zuschauer dieses einzigartigen Erlebnisses, doch man findet immer einen freien und privaten Fleck um den feuerroten Ball im dunklen Blau versinken zu sehen. Ein absolutes Muss!

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Nördlich entlang der wilden Atlantikküste geht es nach Carrapatheira und seinem endlosen, breiten Sandstrand, dem Praia Da Bordeira, einem Hotspot für Surfer und Schaulustige. Hier muss man scharfen Wind und Gicht, die weit reicht, in Kauf nehmen, denn sonst gäbe es nicht die enorm hohen Wellen in denen die Surfer den Kick suchen. Über Holzstege erreicht man einen guten Aussichtspunkt und kann hier Stunden während des Naturschauspiels verbringen.

Immer nordwärts geht es über die berühmte rote Brücke, die an San Francisco erinnert, nach Lissabon. Die Hauptstadt Portugals ist laut und voll, aber wenn man abseits der typischen Touristenwege geht, so entdeckt man die unterschiedlichen Viertel und nette kleine Geschäfte und Locale. Lissabon ist bekannt für seine Graffiti Künste, die nichts mit Vandalismus sondern echter Kreativität zu tun haben.

Von hier ist es nicht weit in die Stadt Sintra, ausgezeichnet als Weltkulturerbe, für mich der schönste Ort Portugals. Stündlich fahren Züge von Lissabon hierher, sodass man sich die Fahrt mit dem Auto und Parkplatzsuche sparen kann. Die einstigen Adeligen Lissabons haben hier ihre Landsitze und Herrschaftshäuser erbaut, einige sind leider in keinem guten Zustand und doch strahlen sie eine besondere Atmosphäre aus. Allein hier kann man die Villen, Schlösser und Grundstücke eine Woche lang besichtigen und man hat immer noch nicht alles gesehen. Ein gelungenes Beispiel für die authentische Restaurierung eines solchen Anwesens ist SOLAR DO MAGOITO, das mit viel Liebe zum Details zu einer exklusiven Ferienvilla in Portugal umgebaut wurde. Mit dem Hop on and off Bussen kann man bequem das riesige Areal erkunden und sich so viel Zeit nehmen wie man möchte. Und wieder bin ich froh, dass September ist, denn die Besucherzahlen halten sich im Rahmen.

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Man sollte sich unbedingt die Quinta da Regaleira anschauen. Nicht nur das freskenreiche, an Gotik erinnernde Haupthaus ist beeindruckend, der wahre Schatz ist der Park. Unzählige kleine Brunnen und begehbare Türme mit engen Wendeltreppen aus dunklem Stein erbaut und eine kleine Kapelle sind in dem dicht bepflanzen Areal zu finden. Doch absolut atemberaubend sind die tiefen unterirdischen Gänge quer durch den Park. Einer endet an einem See, von der Decke stürzt ein Wasserfall und der große Hauptgang wurde angeblich einst von einem Pferd mit Kutsche befahren. Das alles wird auch noch getoppt durch eine riesige Wendeltreppe die in die Erde gehauen wurde und vom dem unterirdischen Gang wieder an die Oberfläche führt. Einzigartig, man findet kaum Worte diese Meisterleistung zu beschreiben.

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Auf einem der Zahlreichen Hügel steht der bunte Palacio Nacional da Pena, das Neuschwanstein Portugals umgeben von einem riesigen bunt bepflanzen Park. Das Meer ist auch nicht weit entfernt und ein kurzer Ausflug zum Cobo da Roca lohnt allemal. Steile Klippen und das tosende Meer stehen im Kontrast zu den gediegenen Herrschaftshäusern nur wenige Kilometer im ruhigen, idyllischen Landesinneren entfernt.

Nur schwer trenne ich mich von Sintra und setze meinen Weg nach Norden fort und komme in Peniche an, eine Stadt die auf einer Halbinsel im Atlantik liegt. Auch hier habe ich noch das Glück den wunderschönen Sonnenuntergang zu erwischen. Das Zentrum der Stadt liegt beim Hafen und kann beim ersten Besuch recht verwirrend sein. Mit Hilfe der freundlichen Einheimischen findet man sich dann doch zurecht, Zeit sollte man sowieso mitbringen. Die alte Markthalle ist auf jeden Fall ein Besuch wert, hier werden Köstlichkeiten aus der Region angeboten. Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse sind von sehr guter Qualität und besonders frisch. Englisch verstehen die älteren Herrschaften eher nicht, hier muss man sich mit Händen und Füßen verständigen, aber die Herzlichkeit der Bewohner dieser kleinen Stadt, lässt Kommunikationsschwierigkeiten schnell vergessen.

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Für mein Portugal Finale habe ich mir Porto ausgesucht und es nicht bereut. Wie ein einziges buntes Kunstwerk liegt die Stadt im Douro Tal und zieht einen magisch an. Sobald man die Stadt betritt bekommt man gute Laune, und das scheint jedem so zu gehen. Hier bietet sich eine Stadtrundführung zu Fuß an. So bekommt man Geheimtipps, erkundet schmale Gassen und hat die besten Aussichten über das Tal, Fluss und die berühmte Brücke von Eiffel, die sehr an das Wahrzeichen in Paris erinnert.

Bei einem Glas Wein und sehr gutem Essen an der Flusspromenade kann man entspannt dem Treiben der Stadt zuschauen.

Hier noch einige Tipps:

Man sollte bedenken, dass die Autobahnen eine Mautgebühr erfodern. Ein Transponder ist in der Regel im Mietwagen und die Gebühr wird später über die Kreditkarte abgerechnet. Dass kann sich durchaus summieren, aber die Autobahnen sind im Gegensatz zu den Landstraßen in einem ausgezeichneten Zustand.

Sollte man von Porto aus wieder zurückfliegen, bietet es sich an den Mietwagen in einer Station im Zentrum abzugeben, so spart man sich die Parkplatzsuche und kann bequem und günstig mit dem Zug von Porto zum Flughafen fahren.

Grüßt man in Geschäften und auf der Straße mit „Bom dia“ und bedankt sich mit „Obrigado/Obrigada“ entlockt man den Einheimischen ein herzliches Lächeln, auch wenn man den darauf folgenden Redefluss nicht versteht.

Nicht zu viel Zeit an der „Postkarten Algarve“ verbringen, das Hinterland und die westliche Küste, die Städte Sintra und Porto sollten auf jeden Fall berücksichtigt werden.

Eine Wetterfeste Jacke und lange Hosen einpacken, denn auch wenn an der Algarve und in den Städten paradiesische Temperaturen herrschen, so weht doch ein starker Wind in den Bergen und an der Westküste.

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